Wieviel Weizen steckt im Dinkel? Die DNA und weizentypische Proteine geben Auskunft
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Sorten auf dem Prüfstand
Dafür wurden 55 Dinkelsorten, 15 Weizensorten, 3 Hartweizensorten sowie 30 verschiedene Handelsproben von Dinkelmehlen und Backmischungen untersucht. Es wurden zunächst die verschiedenen Proteine in den Proben mittels Hochleistungsflüssigkeits-chromatographie aufgeschlüsselt, identifiziert und quantifiziert: So konnte festgestellt werden, dass der Anteil an Gliadinen bei Dinkel höher war als bei Weizen, der Anteil an Glutenin hingegen niedriger. Das daraus berechnete Gliadin/Glutenin-Verhältnis lag bei Dinkel deutlich höher als bei Weizen. Die 55 Dinkelsorten wurden in fünf Gruppen eingeteilt: von Gruppe 1 "dinkeltypisch" bis Gruppe 5 "weizenähnlich". Diese Gruppeneinteilung erfolgt anhand von Markern und ermöglicht eine Aussage über das Ausmaß der Weizeneinkreuzung.© ermess - Fotolia.com # 38450323 -
Weizen zugemischt?
Doch nicht dieses Ausmaß war gefragt, sondern die Zumischung von Weizen zu Dinkel. Für deren quantitative Erfassung waren weitere weizentypische Proteinmarker notwendig, die in Dinkel einschließlich der Kreuzungen nicht vorkommen. So konnten in allen 15 untersuchten Weizensorten ωb-Gliadine gefunden werden, die in 51 von 55 Dinkelsorten nicht detektiert wurden. Die verbleibenden vier Dinkelsorten werden jedoch nicht in der Bundessortenliste geführt. Die ωb-Gliadine eigneten sich somit als Grundlage zu der entwickelten Stabilisotopen-verdünnungsanalyse zum Nachweis von Weizen in Dinkel. Sie ermöglicht nun die quantitative Bestimmung von Weizenbeimischungen in handelsüblichen Dinkelmehlen bis zu einem Weizenanteil von unter 1 %.© anyaivanova - Fotolia.com # 43782695
Zusätzlich wurde die DNA von Weizen und Dinkel extrahiert. Im Rahmen der Versuche wurden acht verschiedene Ansätze überprüft, aus denen eine Standardisolierungsmethode etabliert wurde. Anhand von DNA-Sequenzunterschieden zwischen Weizen und Dinkel wurde eine Real-Time-PCR-Methode und eine PCR-RFLP-Methode entwickelt, die einen Nachweis sowie eine mengenmäßige Bestimmung von Weizenanteilen in Dinkelmehlen ermöglichen.
Der weizenspezifische Sequenzunterschied konnte in 10 von 11 untersuchten Weizensorten bestätigt und in 56 von 62 untersuchten Dinkelsorten ausgeschlossen werden. Die Ausnahmen waren ein nicht-marktrelevanter Forschungsweizen und Dinkelsorten, die (bis auf die Sorte Badenstern) nicht in der Bundessortenliste enthalten sind. Mit der entwickelten Real-Time-PCR-Methode können Weizenanteile von weniger als 1 % quantifiziert werden.
Die einzelnen Verfahren als auch eine Kombination der Verfahren ermöglichen der Wirtschaft eine sichere Bestimmung des Weizenanteils in Dinkel und Dinkelprodukten. Dies ist sowohl im Interesse der Verbraucher, da diese vor Täuschung geschützt werden können, als auch im Interesse der rund 600 Mühlen und der Brot- und Backwarenhersteller (14.000 handwerkliche Bäckereien, 50 mittelständische Betriebe, vier große Betriebe) zur Überprüfung der Qualität ihrer Rohstoffe. Von den Ergebnissen des Projektes werden insbesondere solche Betriebe profitieren, die Dinkelbackwaren in ihrem Sortiment führen.© Shutterstock.com
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Projektbeteiligte
Forschungsstellen:
- Hans-Dieter-Belitz-Institut für Mehl- und Eiweißforschung e.V. (hdbi), Freising-Weihenstephan (https://www.fei-bonn.de/fei-netzwerk/forschungsinstitute/i-hdbi)
- Universität Hamburg, Hamburg School of Food Science, Institut für Lebensmittelchemie (https://www.fei-bonn.de/fei-netzwerk/forschungsinstitute/i-uni-hamburg-lmc)
Industriegruppen:
- Verband Deutscher Mühlen e.V., Berlin
- Verein der Förderer des Hans-Dieter-Belitz-Institutes für Mehl- und Eiweißforschung e.V.(hdbi), Freising-Weihenstephan
(Stand: Februar 2013)
Forschungsvorhaben AiF 15619 N "Entwicklung von Methoden zur Bestimmung von Weizenanteilen in Dinkelprodukten" (https://www.fei-bonn.de/gefoerderte-projekte/projektdatenbank/aif-15619-n.projekt)
... ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)
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