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Projekt des Monats September 2024
Falschdeklarierungen von Erdbeeren auf der Spur: Sicherer Nachweis der Herkunft von Erdbeeren "Made in Germany"
Regional erzeugte Lebensmittel sind deutschlandweit gefragt. Sie benötigen kurze Transportwege, erhalten Arbeitsplätze vor Ort und stehen so für Qualität, Transparenz und Nachhaltigkeit. So auch beim ersten frischen und ausgesprochen beliebten Obst im Jahr, den Erdbeeren: Bei 3,9 kg lag 2023 der Pro-Kopf-Verbrauch von Erdbeeren in Deutschland. Verbraucherinnen und Verbraucher bevorzugen hierzulande ihre Erdbeeren "Made in Germany", die von rund 2.000 Betrieben in Deutschland angebaut werden.
Doch Deutschland kann mit einem Selbstversorgungsgrad von 45 % den Eigenbedarf an Erdbeeren nicht decken und ist auf Importe angewiesen. Die wichtigsten Importländer bildeten im Jahr 2023 dabei Spanien, Griechenland und die Niederlande; auch nicht-europäische Lieferländer wie Ägypten, Marokko und China drängen auf den Markt. Zunehmend wird leider beobachtet, dass sowohl frische deutsche Erdbeeren als auch Tiefkühlware mit ausländischer Ware gestreckt w oder ausländische Erdbeeren vorsätzlich zu Erdbeeren mit deutscher Herkunft umdeklariert und mit gefälschten Frachtpapieren versehen werden. Lukrativ ist dieser Herkunftsbetrug allemal: Während deutsche Erdbeeren im Großhandel 2023 3,20 €/kg kosteten, lag der Preis der importierten Ware zwischen 0,99 und 2,46 €/kg.
Momentan stehen für die deutschen Anbau- sowie Verarbeitungsbetriebe von Erdbeeren keine analytischen Methoden zur Verfügung, die einen verlässlichen Nachweis der geographischen Herkunft ermöglichen. Ein Fall für die Industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF)! Zwei Forschungsteams der Hamburg School of Food Science an der Universität Hamburg (Institut für Lebensmittelchemie AG Prof. Fischer | Institut für Lebensmittelchemie AG Prof. Seifert, Chemometrie komplexer Materialien) entwickeln derzeit im Rahmen eines IGF-Projekts des FEI analytische Methoden zur Herkunftsbestimmung, die auf einer objektiven Datenerfassung beruhen.
Dabei arbeiten die Forschungsteams mit zwei sich gegenseitig ergänzenden, massenspektrometrischen Ansätzen (LC-MS/MS und ICP-MS). Im Anschluss werden die Datensätze zusammengeführt, um ein höher aufgelöstes molekulares sowie elementares Abbild der jeweiligen Erdbeerprovenienzen zu schaffen. Es wird erwartet, dass sich dadurch sehr verlässliche Bewertungen hinsichtlich einer Herkunftszuordnung ergeben werden, was gerade bei Herkünften, die z. B. an der Grenze zu Nachbarländern liegen, von hohem Wert sein kann. Abschließend soll ein schnelles und kostengünstiges Nachweisverfahren zur Verfügung gestellt werden, das mit der üblichen, modernen instrumentellen Laborausrüstung durchgeführt werden kann.
Von den Ergebnissen werden zum einen Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren, indem sie sicher sein können, dass die von ihnen gekauften Erdbeeren in Deutschland angebaut wurden. Zum anderen können alle Unternehmen, die Erdbeeren vertreiben oder weiterverarbeiten, die Authentizität ihrer Produkte gemäß der EU-weit geltenden Lebensmittelinformationsverordnung (LMIV) sicherstellen, sie dementsprechend korrekt kennzeichnen und damit Irreführung verhindern. Der Handlungsbedarf ist groß, da durch die Verfälschungen ein zunehmender Preisdruck zulasten der deutschen Anbaubetriebe induziert wird und diese mit entsprechenden Verlusten zu kämpfen haben. Zudem leidet der Ruf der einzelnen Anbauregionen, wenn Erdbeeren von minderer Qualität und Frische fälschlicherweise als deutsche Produkte deklariert werden.
Informationen zum IGF-Projekt 01IF22909N "Nachweis der geografischen Herkunft von Erdbeeren (Fragaria × ananassa) mittels ICP-MS und LC-MS/MS unter Anwendung chemometrischer Auswertungsverfahren"
... ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)