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Projekt des Monats Januar 2025
Robustes und vielseitiges Getreide in Zeiten des Klimawandels: Innovativer Einsatz von Sorghumhirse in der europäischen Lebensmittelproduktion
Der Klimawandel stellt die europäische Lebensmittelproduktion vor enorme Herausforderungen: Extremwetterereignisse wie Dürren und Starkregen gefährden zunehmend die Erträge klassischer Getreidearten wie Weizen, Roggen und Gerste. Um die Versorgung mit qualitativ hochwertigen Grundnahrungsmitteln wie Back- und Teigwaren langfristig zu sichern, braucht es daher innovative Ansätze. Eine vielversprechende, jedoch in Europa bisher kaum angewandte und wenig erforschte Lösung ist der Anbau und die Verarbeitung von Sorghumhirse – einer Kulturpflanze, die durch ihre Trockenresistenz, Robustheit und geringe Treibhausgasemissionen überzeugt.
Hier setzt ein über den FEI koordiniertes transnationales Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) an: Im Rahmen des CORNET-Vorhabens "Climate-smart grain crops" erforschen ein Team der Universität Hohenheim sowie zweier österreichischer Forschungseinrichtungen in Wels und Wien gemeinsam die Möglichkeiten, Sorghumhirse als hochwertiges Getreide in der europäischen Lebensmittelproduktion nutzbar zu machen und zu etablieren.
Sorghumhirse gehört weltweit zu den wichtigsten Grundnahrungsmitteln: Ursprünglich in Äthiopien beheimatet, sind die größten Produzenten des robusten Getreides mittlerweile die USA, Nigeria und Indien. Mit ihrer Trockenresistenz und geringen Anforderungen an Boden und Wasser bietet Sorghumhirse erhebliches Potenzial, auch in Europa als getreidebasiertes Grundnahrungsmittel genutzt zu werden und somit klimabedingte Schwankungen in der europäischen Lebensmittelversorgung auszugleichen. Die Körner der Sorghumhirse werden bereits vielseitig verwendet – etwa in Breien, Fladenbroten oder Getränken, aber auch als Futtermittel sowie als Energiepflanze. Trotz ihrer globalen Bedeutung ist Sorghumhirse in Europa kulturell wenig verankert, so dass auch ihre Nutzung für gängige europäische Lebensmittel kaum erforscht ist. Ein Fall für CORNET (Collective Research Networking), die IGF-Fördervariante für transnationale Gemeinschaftsforschungsprojekte!
Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten zur Entwicklung von innovativen Verarbeitungsmethoden steht die Trockenfraktionierung von Sorghum bicolor. Aus den Körnern dieser Art sollen Mehl- und Mahlfraktionen mit unterschiedlichen Funktionalitäten für spezifische Anwendungen erzeugt werden: Zunächst werden dafür geeignete Sorghumsorten identifiziert, für die im Anschluss ein Mahlverfahren zur Trockenfraktionierung entwickelt wird. Ziel ist es, Mahlfraktionen zu schaffen, die ernährungsphysiologisch und technologisch funktionalisiert werden können. Dabei werden in Bezug auf Verdaulichkeit und Gashaltevermögen verschiedene Ansätze wie Keimung, enzymatische und hydrothermische Verfahren bewertet und optimiert. Diese funktionalisierten Fraktionen ermöglichen die Entwicklung von glutenfreien Broten, feinen Backwaren und Teigwaren mit hoher sensorischer Akzeptanz. Auch der Einsatz in Lebensmitteln aus dem 3D-Drucker steht im Fokus der Untersuchungen.
Die erweiterte Nutzung von Sorghumhirse in Europa könnte die Resilienz der Lebensmittelproduktion gegenüber Klimaveränderungen deutlich stärken. Das Getreide ist nicht nur nachhaltig und ressourcenschonend, sondern bietet auch wirtschaftliche Vorteile: Es eröffnet insbesondere auch kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) die Möglichkeit, innovative Produkte auf Basis eines klimaresilienten Rohstoffs zu entwickeln – ohne teure Investitionen in neue Anlagen. Das CORNET-Vorhaben leistet damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Lebensmittelindustrie.
Informationen zum IGF-Projekt 01IF00370C "Climate-smart grain crops - Funktionalisierung von Sorghum-Mahlfraktionen zur Verwendung in getreidebasierten Grundnahrungsmitteln im europäischen Raum (CLIC)"
... ein Projekt der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)